yoga, väter, konfirmationen

Dorothea Schlueter hat sich auch gestern in Hamburg umgesehen und den zweiten Teil ihrer G20-Kolumne zu Papier gebracht.

Flitter liegt auf der kreuzung. später um null uhr beginnt die spätvorstellung im wettberwerb der blauen lichterketten. die wirklich aufregende sache dieses tages ist ein violetter latextrichter, mit dem frauen im stehen pinkeln können. ich hab’s noch nicht ausprobiert, muss aber bald anfangen das zu üben.

mein vater kommt vom land, angefahren schon den zweiten tag in folge. heute war er auf kampnagel und ist ganz beseelt von den vielen »kompetenten jungen menschen«. eigentlich will er nicht nach hause fahren. das gästebett schlägt er trotzdem aus, er kommt morgen wieder.

im anschluss an die konfirmationsfeier im berliner dom gab es eine kleine meinungsverschiedenheit in der charlottenburger 400 qm wohnung. die bemerkung, (abgesehen von diesem merkwürdigen gottesquatsch), ein wilhelminischer gruselprotzbau sei genau das richtige rituelle gehäuse um seinem kind klar zu verstehen zu geben,»schau mal, liebling, ich habe die welt für dich nach unten abgedichtet, und von hier aus kannst du standesgemäß starten«, führt zu empfindlicher abwehr bei den eltern. nein, es ginge nicht um status, sondern um liebe und die konfirmandengruppe hätte wirklich aus kindern aller schichten bestanden. die angesprochenen reagieren aber deutlich angefasst. erröten sie? gibt es eine neue scham?

eine neue scham merkt man in hamburg heute nicht. zartes erröten ist viel zu wenig bunt und verlangte nach differenzierterem nachdenken. rudel‑ oder lagerbildungen müssen deutlich und klar sein. man verbarrikadiert sich.

die welt ist aufgeteilt in logistik und technik auf der einen seite und wilkürlichen aktionen auf der anderen seite – jedenfalls kann man das im mediencentrum so höhren. »ich habe heute nur technik gemacht. ich weiß gar nichts. ich habe menschen nur am bildschirm gesehen. ich würde ganz gerne mal raus hier, aber wir haben ein problem bei der datenablage.«

ein anderes rudel ist die 5-köpfige crew von n24. sie wissen nichts von einem alternativen pressezentrum und verraten mir, dass sie die ganze zeit angst (nein angst ist ein zu starkes wort) aber vorsichtig sind, sich nach feierabend auf st.pauli als n24 leute zu outen. sie befürchten, dass sie womöglich keine getränke bekommen oder was auch immer. sie bekommen jetzt wirklich kein bier mehr. der laden schließt, sie müssen weiterziehen, sie wollen versuchen ihren redakteuren morgen das alternative pressezentrum zu zeigen. denn sie sind nur die techniker – schon wieder.

ich schaffe es nicht um 7 uhr morgens zum artyoga zu gehen. eine stunde yoga auf den fußwegen der kennedybrücke (im berufsverkehr???). 500 leute sollen dort gewesen sein. es ist wirklich ein bedeutungsbuffet und für jeden ist etwas dabei. die yogaleute trugen zur rudelmarkierung etwas weißes und etwas gelbes.

wir bekommen jetzt doch die seenotrettungsmunition zugestellt, dabei waren wir uns sicher, dass pakete mit gefahrstoffkennzeichnung (eine orange raute) zum heutigen tag der welcome to hell demo nicht ausgeliefert werden.