schnarch

Dorothea Schlüter berichtet im vierten Teil ihrer Kolumne von kreisenden Hubschraubern und schwarzen Lackpumps auf Demos

s. träumt gerne und wirklich häufig, dass er so jemand wie james bond oder ein superheld ist, er springt durch glasfronten und schwingt an kronleuchtern von brüstung zu brüstung. brennende foyers und bewaffnete auseinandersetzungen sind normal, das anschleichen und verbergen auch. natürlich fliegen auch hubschrauber in seinen träumen, manchmal fliegt er sie selbst, meist wird er irgendwo von helikoptern abgesetzt oder er muss sie zerstören. das ist alles immer sehr aufregend, aber s. geht stets als sieger aus diesen auseinandersetzungen hervor.

jedenfalls ist das geräusch kreisender hubschrauber für s. ein gutes geräusch, es verspricht einen tollen traum mit viel action. s. ist sich sicher, dass er nur deshalb überhaupt schnarcht, denn er braucht ein helikopterähnliches geräusch um eine gute nacht zu haben. letzte nacht hat er tatsächlich nicht geschnarcht und auch die kommenden nächte wird das wohl nicht nötig sein.

um 16 uhr schlafen die meisten polizisten in ihren autos.

michael hirsch erklärt im gespräch mit armin chodzinski, was sie für dissidentgarden führten, dass der feminismus endlich etwas für die männer machen müsste, die starke subjektposition des mannes als vollzeitbeschäftigter lohnarbeiter muss angegriffen werden.

ich stöckel in schwarzen lackpumps über die demo, die anderen leute hier sind aber auch nicht ganz dicht. blütenkränze, ghostbustersverkleidungen, und weil es warm ist, kann man sich tausend tattoos anschauen. das buntheits‑ und fröhlichkeitsgebot irritiert mich.

p. steht am »welcome desk« des medienzentrums. sie sieht blendend aus, und strahlt die ankommenden mit ihren halogenstrahleraugen an. es arbeiten mitlerweile wirklich viele menschen hier und die atmosphäre ist wegen der türpolitik angenehm geschützt. es sieht an den großen arbeitstischen aus wie »kreativbude«. ich würde gerne eine fotostrecke all der beklebten und sonstwie verzierten laptop-deckel aufnehmen. des weiteren möchte ich eine sammlung und sichtung der per mail oder facebook verbreiteten mitteilungen der unterschiedlichen läden oder restaurants vornehmen, die ihrer kundschaft erklären, dass sie während der gipfeltage geschlossen haben werden.